Der Goldene Steig

Der Goldene Steig wurde erst etwa 600 Jahre nach seinem ersten Auftauchen als „Golden“ bezeichnet. Zuvor wurde er nur „Passauer Weg“ oder „Prachatitzer Weg“ genannt, wobei beide Bezeichnungen zutrafen. Der Goldene Steig war damals eine der wichtigsten Handelsverbindungen zwischen Passau im Bayrischen Wald und Prachatitz, einer tschechischen Stadt im Böhmischen Wald. Auf ihm wurde vor allem Salz transportiert, das von den salzreichen Alpengebieten über die Donau und den Inn nach Passau geschifft wurde, bevor es Säumer über den „Salzweg“ ins salzarme Tschechien brachten.

Im Laufe der Jahrhunderte blühte der Handel auf und der Salzweg bekam Anfang des 16. Jahrhunderts den Beinamen "golden", zusätzlich wuchs die Anzahl der Routen. Zu seinen Höchstzeiten bestand der Goldenen Steig aus drei großen Handelsstrecken, die von Passau in die tschechischen Städte Prachatitz, Winterberg und Bergreichenstein führen.

Während seiner Blütezeit vom 14. bis zum 16. Jahrhundert gehörte der Goldene Steig zu den wichtigsten Handelsstraßen in ganz Europa und brachte Wohlstand zu den Menschen und Siedlungen entlang seines Verlaufs. Das gesamte Jahr über waren Säumerzüge mit Handelswaren unterwegs, meistens vor allem aus Bauern, Packtieren und oftmals auch bewaffneter Unterstützung bestehend.

Doch der Verkehr kam zu erlahmen, als im 18. Jahrhundert die Einfuhr von Salz aus Passau nach Böhmen verboten wurde. Die damals herrschenden Habsburger übernahmen den gesamten Salzhandel der Region und wickelten ihn über Linz und Budweis ab, sodass der Goldene Steig in der Bedeutungslosigkeit versank. Einzig die Route Passau – Winterberg wurde zur Fahrstraße ausgebaut.

Doch das öffentliche Interesse an dem alten Handelsweg erwachte wieder, nur diesmal mit anderem Fokus. Seit 1990 werden die historischen Wege in deutsch-tschechischer Zusammenarbeit erforscht und rekonstruiert. Zusätzlich wurden auf beiden Seiten der Grenze zahlreiche Lehrpfade, Wanderwege, Informationsveranstaltungen und andere touristische Attraktionen angelegt und organisiert.

Heute verbindet der Goldene Steig den Bayrischen und den Böhmischen Wald nicht mehr handelstechnisch, aber kulturell, und sorgt für ein freundschaftliches Verhältnis der benachbarten Regionen und zahlreiche Städtepartnerschaften.